Tagtäglich tun wir irgendwelche Dinge, von denen wir überzeugt sind, dass wir sie in diesem Augenblick brauchen: einen Kaffee trinken, etwas Bestimmtes essen, einen Film oder eine Serie schauen etc. Aber sind das wirklich die Dinge, ohne die wir nicht leben können, d. h. jene Dinge, die wir tatsächlich kompromisslos zum Überleben brauchen?
Unsere Bedürfnisse
Wenn wir uns unser Leben anschauen, dann stellen wir fest, dass es im Grunde daraus besteht, unsere eigenen Bedürfnisse zu definieren und, sofern möglich, zu befriedigen. Das ist eine ziemlich simple Art, unsere Existenz zu abstrahieren und umso wahrer scheint sie zu sein. Egal, was wir tun, es hängt immer in irgendeiner Weise mit einem Bedürfnis unsererseits zusammen. Das ist auch eine interessante Möglichkeit, sich unserem Verhalten kritisch zu nähern und ein spannender Versuch, eben jenes besser zu verstehen und zu hinterfragen. Aber welche Bedürfnisse haben wir denn eigentlich?
Die Maslowsche Bedürfnispyramide
Der US-amerikanische Psychologe Abraham Maslow beschrieb in seinem Modell einer Bedürfnishierarchie auf vereinfachende Weise unsere Motivationen und Bedürfnisse. Laut seinem klassischen Modell gibt es folgende fünf wichtigen Ebenen: Physiologische, Sicherheits-, soziale und Individualbedürfnisse sowie die Selbstverwirklichung. Diese Stufen ergeben zusammen eine Pyramide.
Die physiologische Ebene spiegelt dabei all unsere Existenz- bzw. Grundbedürfnisse wie Atmung, Wasser, Nahrung, Schlaf sowie Fortpflanzung. Die Sicherheitsebene umfasst z. B. körperliche und seelische Absicherung, materielle Grundsicherung, Arbeit und Wohnung, aber auch familiäre und gesundheitliche Sicherheit. Die soziale Ebene bezieht sich dagegen explizit auf soziale Beziehungen, weswegen hier Themen wie Familie, Freundschaft, Gruppenzugehörigkeit bzw. Zugehörigkeitsgefühl, Kommunikation, sozialer Austausch, Gemeinschaft, gegenseitige Unterstützung, Beziehung, Zuneigung, Liebe und sexuelle Intimität hinzuzählen. Die Individualebene beschäftigt sich mit zwei Kategorien von Bedürfnissen: aktiven, d. h. solchen, die wir selbst realisieren, z. B. mentale/körperliche Stärke, Erfolg, Unabhängigkeit und Freiheit und passiven, d. h. solchen, die andere für uns erfüllen, z. B. Ansehen, Prestige, Wertschätzung, Achtung und Wichtigkeit. Die Ebene der Selbstverwirklichung schließlich meint Bedürfnisse in Bezug darauf, seine eigenen Talente, Potenziale und Kreativität auszuleben.
Warum ist das eine Pyramide bzw. Hierarchie? Maslow zufolge gibt es eine Kausalität: sobald eine Ebene weitestgehend befriedigt wird, erwachen in uns jeweils neue Bedürfnisse.
Es gibt weiterführende Erweiterungen des Modells, u. a. von Maslow selbst, um die Komplexität des menschlichen Verhaltens besser zu verstehen. Nichtsdestotrotz denken wir, dass alles in allem dieses Modell ausreichend ist, um uns zu vergegenwärtigen, was unsere Bedürfnisse sind und wie sie miteinander zusammenhängen. Gleichwohl denken wir, dass die Grenzen zwischen den einzelnen Ebenen ziemlich fließend sind und primär davon abhängen, welche Bedürfnisse welches Gewicht für ein bestimmtes Individuum haben.
Wohlbefinden als Summe von erfüllten Bedürfnissen
Wir bei Aninsu beschäftigen uns sehr mit dem Thema Wohlbefinden im weitesten Sinne. Mit diesem Gefühl der inneren Zufriedenheit, Sicherheit und Stabilität oder kurz: mit unserem inneren Sommer. Wir haben uns gefragt, ob es nicht eventuell egoistisch ist, dass wir den Drang dazu haben, dass es uns gut geht und unter Berücksichtigung der Maslowschen Pyramide kommen wir zu dem Ergebnis, dass dem nicht so ist. Vielmehr scheint Wohlbefinden gerade die Summe einzelner Bedürfnisse zu sein, deren fehlende Befriedigung dazu führen kann, dass Individuen weder mit sich, noch innerhalb einer Gesellschaft glücklich sein können, was wiederum nach sich zieht, dass sie auch andere nicht glücklich machen können. Das bedeutet, dass Wohlbefinden ein Ausdruck von erfüllten (Grund-)Bedürfnissen ist, was es für jede einzelne Existenz und darüber hinaus auch in einer gesellschaftlichen Dimension elementar wichtig macht.
Wir gehen davon aus, dass man Wohlbefinden nicht als einzelnes Bedürfnis definieren kann. Ob man bei einem Menschen von diesem Gefühl sprechen kann oder nicht, hängt davon ab, ob eine individuelle Zusammenstellung von Bedürfnissen aus verschiedenen Ebenen erfüllt ist. Mit anderen Worten: Von Wohlbefinden kann man nur bei einer Person sprechen, deren Grundbedürfnisse erfüllt sind und die sich in Punkto Sicherheit, Sozialleben, Anerkennung und Wertschätzung sowie Selbstverwirklichung mit sich selbst und anderen im Einklang befindet.
Was also brauchen Körper und Geist?
Das ist in jedem Fall eine individuelle Frage, die einer individuellen Antwort im Detail bedarf. Dieser Artikel sieht sich als Zugang zur Lösungsfindung. Falls du das Gefühl hast, dass du in deinem Fall nicht von Wohlbefinden sprechen kannst, dann kann dir die Bedürfnispyramide dabei helfen, die Bereiche in deinem Leben bewusst zu identifizieren, in denen du nicht zufrieden bist. Das bedeutet, dass du verhältnismäßig schnell herausfinden kannst, was dein Körper und dein Geist brauchen. Und im nächsten Schritt kannst du dir überlegen, wie du diese Themenfelder angehen kannst, um dem Wohlbefinden möglichst schnell näher zu kommen. Wir drücken die Daumen!