Geht es dir so, dass du beim Begriff "vegan" zunächst an Essen denkst? Das ist nicht abwegig, schließlich ist Ernährung ein wichtiger Teil des Veganismus. Gleichzeitig steckt in diesem Begriff deutlich mehr, denn es geht grundlegend darum auf Stoffe tierischen Ursprungs zu verzichten.
Kritiker merken (oft recht polemisch) an, dass ein veganer Lebensstil gar nicht möglich ist, da tierische Stoffe in so ziemlich allem verarbeitet werden, was uns täglich umgibt, von Kleidung bis hin zu technischen Geräten. Das liegt z. B. daran, dass tierische Überreste, die nicht als Lebensmittel verkauft werden, in anderer Form verwertet werden, etwa als Knochenleim. Also müsste man, wenn man wirklich vegan leben wollte, irgendwo abseits der Zivilisation hinziehen und für sein Leben alles Mögliche selbst herstellen.
Natürlich ist dieser Punkt unter vegan lebenden Menschen ziemlich bekannt, nicht zuletzt weil er auch recht naheliegend zu sein scheint. Trotzdem leben Veganer unter uns. Woran liegt das? Ganz einfach: Veganismus und ein erstrebenswertes, erfülltes Leben innerhalb unserer Gesellschaft schließen sich nicht aus. Letztlich geht es um die Bedeutung des Begriffes "vegan". Wir bei Aninsu schließen uns dabei der Definition der Vegan Society an:
"Veganismus ist eine Philosophie und Lebensweise, die darauf abzielt, alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeit gegenüber Tieren für die Herstellung von Lebensmitteln, Kleidung oder anderen Zwecken so weit wie möglich und praktikabel auszuschließen und die Entwicklung und Verwendung tierfreier Alternativen zum Wohle von Tieren, Menschen und der Umwelt zu fördern. In Bezug auf die Ernährung bedeutet es den Verzicht auf alle Produkte, die ganz oder teilweise von Tieren stammen."
Übersetzt aus dem Englischen, Quelle: https://www.vegansociety.com/go-vegan/definition-veganism
Der Begriff "vegan" meint also den Verzicht auf Stoffe tierischen Ursprungs und zwar so weit wie möglich. Wer ihn dagegen sehr wörtlich und streng nimmt, hat in der Regel vor zu polemisieren oder kein Interesse daran, die Gegenseite zu verstehen. Es dürfte schließlich ziemlich offensichtlich sein, dass Veganismus kein Einsiedlertum abgeschottet vom Rest der Menschheit meinen kann. Zudem ist das vehemente Bestreiten eines Lebens unter Verzicht auf tierische Stoffe durchaus zynisch: einerseits wird Tierleid nicht nur in Kauf genommen, sondern akzeptiert und zwar nicht aus Notwendigkeit, sondern aus Egoismus, denn man kann einfach nicht sinnvoll behaupten, wir würden Tiere aus Überlebensgründen konsumieren. Die Alternative, nämlich für all den Einsatz an Stoffen tierischen Ursprungs neue pflanzliche oder synthetische (denn "vegan" meint nicht "natürlich"!) Optionen zu finden, scheint für viele unmöglich. Ist er aber nicht, wie viele aktuelle industrielle Entwicklungen zeigen.
Wir sind keinesfalls der Auffassung, dass nun jeder vegan leben muss. Wir sind der Meinung, dass jeder für sich selbst entscheiden dürfen muss, wie er leben möchte. Es darf jedoch aus unserer Sicht kein "entweder oder" geben: man kann bei Ernährung vegan leben und beim Rest nicht oder umgekehrt oder irgendetwas dazwischen. Wir sollten aufhören, so zu tun, als wären Begrifflichkeiten und Labels wichtiger als unser Verhalten. Unser Kredo ist daher: Tue möglichst immer das Richtige! Wie das dann heißt, ist vollkommen nebensächlich.