Hand hält grünen Zweig, das Grün färbt auf die Hand ab

Nachhaltigkeit ist kein Wettbewerb

Aus unserer Sicht ist Nachhaltigkeit kein Wettbewerb. Es ist ein falscher Fokus, wenn man der nachhaltigste Mensch oder das nachhaltigste Unternehmen sein möchte. Das hat etwas Narzisstisch-Egoistisches, wenn man statt der Nachhaltigkeit sich selbst und seine Errungenschaften in den Vordergrund stellt. Und natürlich vermittelt es den Eindruck, man würde das Richtige aus den falschen Gründen tun. Nachhaltigkeit, wenn man sie als Philosophie betrachtet, stellt nicht das Individuum oder ein Kollektiv in den Vordergrund, sondern eine sinnvolle Zukunft, die natürlich trotzdem jedes Lebewesen gleichermaßen einschließt. Der Fokus ist quasi nicht das Ich oder das Wir, sondern alles gleichzeitig.

Das mag alles sehr schöngeistig klingen. Im Alltag ist es dennoch so, dass Nachhaltigkeit nach wie vor, leider, einen Wettbewerbsvorteil darstellt. Leider, weil es bedeutet, dass nachhaltiges Handeln heute immer noch etwas Besonderes, Ehrenwertes ist. Das bedeutet, dass es sehr viele Menschen und Unternehmen gibt, die sich um Nachhaltigkeit aus verschiedenen Gründen nicht kümmern. Dadurch erscheint jeder, der versucht objektiv Gutes zu tun, besser, manchmal sogar moralisch überlegen. Das wäre witzig, wenn es nicht so traurig wäre.

Es hat eine gewisse Ironie, dass man dafür gefeiert werden und im besonderen Maße Anerkennung finden kann, wenn man sich nicht egoistisch verhält. Klar, das Falsche zu tun ist in der Regel einfacher, der richtige Weg meist komplexer und langwieriger. Manch einer begreift es eventuell sogar als Zeitverschwendung, etwas zu tun, dass länger dauert und mehr Hirnschmalz erfordert als das Erstbeste, Einfachste. Aber warum? Wir haben alle nur eine begrenzte Zeit auf diesem Planeten, das macht die Zeit von Person X oder Unternehmen Y nicht wertvoller als von jemand anderem. Wir sollten lernen, die Vernunft auch dann walten zu lassen, wenn es weniger oder gar keinen Spaß macht. Nachhaltigkeit ist schließlich keine Unterhaltungsform, wenngleich sie durchaus sehr viel Freude bringen kann.

Es scheint, als liege ein sehr langer Weg vor uns, wenn wir eines Tages an einen Punkt gelangen wollen, an dem Nachhaltigkeit Normalität ist und nicht ihre Abwesenheit, was heute der Fall ist. Fehlende Nachhaltigkeit ist immer automatisch Rücksichtslosigkeit. Das ist keinesfalls wertend gemeint, es liegt viel mehr in der Natur dieser Begriffe: wenn ich nachhaltig handle, dann reflektiere ich über die Folgen meiner Taten und wähle das objektiv Bestmögliche. Wenn ich auf Nachhaltigkeit nicht achte und einfach das tue, was ich will, eventuell sogar (nur) meinen eigenen Vorteil im Blick, dann nehme ich, bewusst oder unbewusst, wenig bis gar keine Rücksicht auf alles Andere.

Natürlich sind das alles im ersten Schritt "nur" Gedanken. Aber genau hier fängt Nachhaltigkeit an: wenn man anfängt, die Kausalität seiner Taten zu hinterfragen, die Gesamtsituation in den Blick nimmt und versucht eine Antwort darauf zu finden, was wäre, wenn wir alle immer das Richtige tun würden. Und da Nachhaltigkeit leider immer noch ein Vorteil, ein besonderes Merkmal ist, heißt das, dass sich noch viel ändern muss. Solche Zeiten brauchen Vorbilder, große und kleine. Wahrhaftige Veränderung geht nur gemeinsam, jedoch muss jemand die ersten Schritte wagen. Zum Glück gibt es zunehmend mehr Akteure unterschiedlichster Art auf unserem Planeten, die das begriffen haben und mit einem guten Beispiel vorangehen. Hier sehen wir uns, wir versuchen Teil all dieser Schritte zu sein und jederzeit unseren Beitrag zu leisten. Und solange es noch nicht Normalität ist, werden wir auf Nachhaltigkeit hinweisen. Denn: nachhaltig zu handeln ist einfacher als mit den Konsequenzen nicht nachhaltigen Handelns umgehen zu müssen.

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