Nachhaltigkeit ist ein Wort, das sowohl von der Politik als auch von Unternehmen gerne genutzt wird. Gerade letztere zeichnen gerne eine Utopie von grünen Wiesen, glücklichen Tieren und stolzen Menschen, die all dieses Gute und Schöne geschaffen haben. Da darf und muss man stutzig werden. Nicht zuletzt, wenn einem z. B. ein Milliardenkonzern von all seinen vermeintlich guten Taten erzählt.
Natürlich ist Nachhaltigkeit mittlerweile nicht nur ein Buzzword, das Menschen triggert, die Gutes tun wollen, es ist auch eine Marketingstrategie, manchmal sogar auch eine Bauernfängermasche. Im Folgenden möchte ich einige Unternehmenstypen vorstellen, denen ich in meinem Leben begegnet bin. Die Liste ist (leider) nicht abschließend.
Ignoranten
Fangen wir mit Unternehmen an, die Nachhaltigkeit komplett ignorieren. Und ja, die gibt es tatsächlich. In ihrem Universum existiert das alles einfach nicht. Keine Sorge um Umwelt, Klima, Mitarbeiter oder sonst irgendwas, das mit Nachhaltigkeit zusammenhängen könnte. Das erscheint ihnen als luxuriöser Firlefanz, für den nur Gutmenschen Zeit haben, die vom richtigen Leben keine Ahnung haben. Außerdem glauben sie zu wissen, dass man mit nachhaltigen Maßnahmen auf gar keinen Fall etwas verdienen kann, denn das ist alles viel zu kompliziert und unnötig und macht alles nur sinnlos teurer.
Das ist auf mehreren Ebenen erschreckend. Man möchte es gar nicht glauben. Und doch ist es Realität. Wir bei Aninsu haben mit so einigen dieser Unternehmen zu tun gehabt, als wir nach möglichen Partnern für unterschiedliche Produkte gesucht haben. Dahinter verbergen sich Menschen, deren Universum nicht weiter reicht, als vor die Haustür. Da hört einfach jegliches Interesse auf, egal worum es geht, denn es nützt einem ja nicht sofort und unmittelbar. Diese Art von Menschen, die "Muss das sein?" für ein legitimes Argument dafür halten, etwas nicht zu tun. Es ist eine bedenkliche Mischung aus Ignoranz, Arroganz und Besserwissertum kombiniert mit Egoismus und Desinteresse.
Gewissenlose
Und wenn man denkt, dass Ignoranten schon echt schlimm sind, dann trifft man auf die Gewissenlosen und wird eines Besseren belehrt. Das sind Leute, die erkannt haben, dass es zunehmend viele Menschen gibt, die in globaler Nachhaltigkeit die einzige Chance für eine sinnvolle Zukunft der Menschheit sehen. Und solche Phänomene lassen sich doch immer prima monetarisieren ... Hinter solchen Unternehmen steckt das, was passiert, wenn Ignoranz, Arroganz und Besserwissertum sowie Egoismus und Desinteresse auf Geldgier treffen.
Das, was diese Menschen tun, ist ihnen im Grund vollkommen egal, solange es möglichst viel Schotter einbringt. Und wenn man Leuten erzählen muss, dass alles fair, grün und supi ist, dann erzählen sie es halt. Man merkt allerdings im Gespräch sehr schnell, dass deren Anliegen nicht ist, die angesprochenen Punkte zu verwirklichen, sondern nur so zu tun als ob, damit es am Ende des Tages Geld regnet. Besonders perfide wird es allerdings, wenn diese Menschen es doch schaffen eine gewisse Professionalität und Glaubwürdigkeit rüberzubringen. Dann wird aus Nachhaltigkeit plötzlich eine unentrinnbare Lüge. Man darf sich nicht täuschen, das sind keine Menschen, die aus den falschen Gründen das Richtige tun. Das sind Menschen, die über die wichtigen Themen sprechen, nur um sich zu bereichern, ohne dass es für das Gesagte ein reales Gegengewicht gibt.
Trittbrettfahrer
Man stelle sich jemanden vor, der Nachhaltigkeit relativ gleichgültig gegenüber steht. Das ist einfach ein Thema, das in der eigenen Lebenswirklichkeit keine Rolle spielt. Allerdings hat man gehört, dass es wohl gut fürs Image ist, wenn man auch mal was Gutes tut. Also macht man so nebenher irgendwas, um sich dann ein bisschen was auf die Fahne schreiben zu können. Nach dem Motto: "Ja, ja, wir waren auch dabei." Unternehmen, die einfach irgendwo irgendwas machen und nebenher (oftmals eher schlecht als recht) versuchen, ein bisschen was vom Nachhaltigkeitshype mit für sich abzugreifen, es dann aber doch nicht so ernst damit meinen, als dass ihr "Engagement" irgendjemandem was nützen würde. Und so nützen ihre Maßnahmen ihnen auch selbst auch nix, weil sie quasi nur ein paar Bäume gepflanzt haben, weil "das grad alle machen". Und so wird aus Marketing ein Haufen ungenutzten Potentials und aus Nachhaltigkeitsbemühungen ein Tropfen auf einen verdammt heißen Stein.
Natürlich gibt es auch Unternehmen, die es etwas ernster meinen. Und so werden Bäume nicht nur zu besonderen Anlässen gepflanzt, sondern bei jeder Bestellung oder gar beim Kauf eines jeden Produkts. Während beim Konsumenten der schale Beigeschmack bleibt, dass das nur passiert, damit sie sich besser fühlen, denn abseits dieser Aktionen sucht man vergeblich nach Nachhaltigkeit bei diesen Unternehmen: es gibt keine proaktiven Informationen, keine sinnvollen Antworten auf Nachfragen und die Produktpalette ist per se so nachhaltig wie ein Buschbrand.
Gezwungene
Diese Unternehmen, in denen die ahnungslose Belegschaft irgendwas macht, weil irgendjemand in der Geschäftsführung gehört oder gelesen hat, dass Nachhaltigkeit gerade ein Trendthema ist, gibt es wirklich. Man merkt es auch sehr deutlich an den Ergebnissen der Bemühungen aller Beteiligten. Maßnahmen passen nicht zu den Produkten, die Kommunikation nicht zur Marke und die Wirkung ist so enorm wie ein Yoga-Workshop für Querschnittsgelähmte. Und genauso zynisch.
Trends sind halt so eine Sache: sie sind in der Regel kurzlebig, von keiner weitreichenden Bedeutung und wenn man sich auch noch gezwungen sieht, mitzumachen, weil sich das der "Oberbefehlshaber" nun mal so überlegt hat, dann kann das ja nur zum Optimum führen ... Abgesehen davon, dass Nachhaltigkeit kein Trend ist, sondern der einzige Ausweg aus unserer selbstverschuldeten Vernichtung auf Zeit, ist das jedoch ein ganz guter Weg zu der Erkenntnis zu gelangen, dass jegliche Themen nur funktionieren, wenn sie von allen verstanden und mitgetragen werden. Zwang an sich ist nicht wirklich nachhaltig und wird auch entsprechend nicht zur Nachhaltigkeit führen.
Gewissenhafte
Dann sind da noch die Unternehmen, die es wirklich ernst meinen. Sie verstehen, was das Thema bedeutet, wie man es umsetzen kann und vor allem auch, dass günstige Preise und richtige Nachhaltigkeit, zumindest heute noch, zwei Pfade sind, die in unterschiedliche Richtungen führen. Die heutige Realität bedeutet: wenn dein Produkt und dein Unternehmen in möglichst vielen Belangen nachweislich nachhaltig sein sollen, dann zahlst du überall drauf und einige Dinge sind schier unmöglich, was schnell zur Erkenntnis führt, dass 100-%-ige Nachhaltigkeit Stand heute nicht realisierbar ist, außer man würde sprichwörtlich alles selbst machen, was allerdings zur Folge hätte, das man den Verkaufsstart seiner Produkte aufgrund des Aufwands in diesem Leben nicht mehr erleben würde.
Das führt zunächst zum Frust und zu großen Zweifeln, dann zum Zurückschrauben der eigenen Ansprüche und letztendlich dazu, dass man permanent Kompromisse zwischen "was man tun sollte" und "das bisschen, was wirklich geht" schließen muss. Im blödesten Fall reicht dann das Geld nach der Produktentwicklung nicht mehr für die Produktion oder gar Marketing und das Unternehmen hört auf zu existieren, bevor es überhaupt wirklich zum Leben erweckt wurde.
Ein vorläufiges Fazit
Nachhaltigkeit in der Wirtschaft ist oftmals Greenwashing. Man erkennt das auch in der Regel fix, denn so einige Unternehmen geben sich nicht gerade viel Mühe und ihre Taten spiegeln nur ihre eigene Ahnungslosigkeit wider. Gleichzeitig geben sie aber auch viel Einblick in ihre Motivationen ...
Echte Nachhaltigkeit erkennt man daran, dass sie keine Randbemerkung und nicht ein "Feature" von vielen ist. Daran dass sie kein reines Verkaufsargument, sondern gelebte, facettenreiche Wirklichkeit ist. Und letztendlich auch daran, dass genug Transparenz seitens des Unternehmens da ist, als dass man den Eindruck gewinnen kann, dass man es nicht mit einem Trendprodukt, sondern mit einer zugrundeliegenden wahrhaftigen Philosophie zu tun hat.